Page 8 - Ärzteblatt Mecklenburg-Vorpommern, Dezember-Ausgabe 2024
P. 8

AUS DER KAMMER



           Heilberufe diskutieren mit Landespolitikern

           über Bürokratieabbau






           Die zweite Veranstaltung der Reihe  „Kammer  trifft  Politik“
           fand  am  16.  Oktober  2024  im  Café  Niklot  im  Schweriner
           Schloss  statt.  In  diesem  schönen  Ambiente  sprachen  die
           Präsidenten (bzw. eine Vizepräsidentin) der fünf Heilberufe-
           kammern* auf Einladung der Tierärztekammer mit Politikern
           über das Thema Bürokratie: „Zukunft gestalten, Mangel ver-
           walten – mehr Zeit für Patientinnen und Patienten durch Büro-
           kratieabbau“ lautete der Titel. Gekommen waren Vertreter
           aller (demokratischen) Parteien und des Gesundheits- sowie
           Agrarausschusses. Das Besondere dieser Veranstaltungsrei-
           he ist, dass alle Kammern über ein gemeinsames Thema re-
           den und konkrete Lösungsvorschläge präsentieren, die von
           den Verantwortlichen in der Landesregierung umgesetzt
           werden können. So gab es auch in diesem Jahr zu Beginn
           einen selbst gedrehten Film, der für jede Kammer noch ein-  Veranstaltungsort Schweriner Schloss.
           mal jeweils ein dringend zu lösendes Problem zusammen-
           fasste,  und  ein  Booklet  mit  der  Auflistung  von  bürokrati-  das Land in ausreichend geschultes Personal im LaGuS
           schen Vorgängen, die effizienter gestaltet werden können.     investieren,  und  grundsätzlich  auch  in  den  Ausbau  des
           Kern von „Kammer trifft Politik“ ist eine Podiumsdiskussion,   5G-Netzes.
           die von Renate Heusch-Lahl moderiert wurde und an der die   Welch unsinnige Schleifen die Bürokratie in den Zahnarzt-
           Vertreter der Heilberufekammern teilnahmen. Jeder bekam   praxen drehen kann, demonstrierte eindrucksvoll die Präsi-
           die Gelegenheit zu Statements.                       dentin der Zahnärztekammer  Stefanie Tiede und sprach
                                                                über das „Verbot der abschließenden Wischdesinfektion semi-
           Dr.  Georg  Engel  (Apothekerkammer  M-V)  sprach  über  die   kritischer Medizinprodukte“, wozu auch die Lichthärtelampe
           durch die Lieferengpässe bedingte umständliche Bestellung   für Kunststofffüllungen zählt. Das Gerät muss manuell des-
           von importierten Arzneimitteln, zum Beispiel den von der   infiziert werden. Das Robert Koch Institut (RKI) hat dieses
           STIKO  empfohlenen  RSV-Impfstoff.  Da  er  noch  nicht  in   Verfahren allerdings aberkannt. Stattdessen soll es nun va-
           Deutschland erhältlich ist, müsse er importiert werden. Das   lidiert und damit genormt werden. Wie das praktisch mög-
           jedoch  nur  mit  einer  Genehmigung  der  Überwachungsbe-  lich sein soll, kann sich niemand erklären.
           hörde, die derzeit noch nicht vorliege, so Dr. Engel. Nur mit
           einer Ausnahmegenehmigung des LaGuS könne das Präpa-  Auch Dr. Holger Vogel (Tierärztekammer M-V) bewegt in sei-
           rat mit einem hohen Aufwand bestellt werden.         nem Metier seit langem das Thema Bürokratie, vor allem bei
           Über redundante Strukturen beim Landesamt für Gesund-  den Dokumentationspflichten. Tierärzte müssen die Antibio-
           heit und Soziales (LaGuS) M-V sprach Dr. Jens Placke und   tikagabe detailliert angeben; inklusive Diagnose und Char-
           gab als Beispiel an, dass einheitliche Fragebögen des LaGuS   gennummer, und das ist nur ein Beispiel aus dem Alltag der
           zur Bestimmung eines Behindertengrads sehr viel reduzier-  niedergelassenen  Tiermediziner.  Der  bürokratische  Auf-
           ter und effizienter gestaltet sein könnten und damit weniger   wand, den diese täglich bewältigen müssen, schreckt jene
           Zeit beanspruchen würden. Auch die Digitalisierung von Pro-  ab, die sich eigentlich niederlassen wollen und sich stattdes-
           zessen  könne  helfen,  Bürokratie  abzubauen.  Dazu  müsse   sen anstellen lassen. Auch bei der Überwachung im Rahmen
                                                                des Verbraucherschutzgesetzes, für das die Amtstierärzte
           * Dr. Jens Placke (Ärztekammer M-V), Dr. Dr. Georg Engel (Apothekerkammer M-V),   zuständig sind, gebe es einen „Wildwuchs, der die Verwaltun-
             Dr. Holger Vogel (Tierärztekammer M-V), Stefanie Tiede (Zahnärztekammer M-V),
             Dr. Sabine Ahrens-Eipper (Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer)  gen lähmen würde“, so Dr. Vogel.


       Seite 436                                                                     ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
   3   4   5   6   7   8   9   10   11   12   13